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{I. 1. Allgemeiner Begriff des Kapitals. – 2. Besonderheit des Kapitals. capital circulant, capital fixe. (Kapital als Lebensmittel, als Rohstoff, als Arbeitsinstrument.) 3. Das Kapital als Geld. II. 1. Quantität des Kapitals. Akkumulation. – 2. Das an sich selbst gemeßne Kapital. Profit. Zins. Wert des Kapitals: d.h. das Kapital im Unterschied von sich als Zins und Profit. 3. Die Zirkulation der Kapitalien. α) Austausch des Kapitals mit Kapital. Austausch des Kapitals mit Revenue. Kapital und Preise. ß) Konkurrenz der Kapitalien. – γ) Konzentration der Kapitalien. III. Das Kapital als Kredit. IV. Das Kapital als Aktienkapital. V. Das Kapital als Geldmarkt. VI. Das Kapital als Quelle des Reichtums. Der Kapitalist. Nach dem Kapital wäre dann das Grundeigentum zu behandeln. Nach diesem die Lohnarbeit. Alle drei vorausgesetzt, die Bewegung der Preise, als die Zirkulation nun bestimmt in ihrer innern Totalität. Anderseits die drei Klassen als die Produktion gesetzt in ihren drei Grundformen und Voraussetzungen der Zirkulation. Dann der Staat. (Staat und bürgerliche Gesellschaft. – Die Steuer oder die Existenz der unproduktiven Klassen. – Die Staatsschuld. – Die Population. – Der Staat nach außen: Kolonien. Auswärtiger Handel. Wechselkurs. Geld als internationale Münze. – Endlich der Weltmarkt. Übergreifen der bürgerlichen Gesellschaft über den Staat. Die Krisen. Auflösung der auf den Tauschwert gegründeten Produktionsweise und Gesellschaftsform. Reales Setzen der individuellen Arbeit als gesellschaftlicher und vice versa.)}
(Nichts ist falscher als die Art, wie die Gesellschaft sowohl von Ökonomen wie von Sozialisten in bezug auf die ökonomischen Bedingungen betrachtet wird. z.B. Proudhon sagt gegen Bastiat (XVI, 29)[120]:
<189> „Für die Gesellschaft existiert der Unterschied zwischen Kapital und Produkt nicht. Dieser Unterschied besteht ganz subjektiv für die Individuen.“
Also grade das Gesellschaftliche nennt er subjektiv; und die subjektive Abstraktion nennt er die Gesellschaft. Der Unterschied zwischen Produkt und Kapital ist grade der, daß als Kapital das Produkt eine bestimmte, einer historischen Gesellschaftsform angehörige Beziehung ausdrückt. Das sog. Betrachten vom Standpunkt der Gesellschaft aus heißt nichts, als die Unterschiede übersehen, die grade die gesellschaftliche Beziehung (Beziehung der bürgerlichen Gesellschaft) ausdrücken. Die Gesellschaft besteht nicht aus
Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen, Verhältnisse aus, worin diese Individuen zueinander stehn. Als ob einer sagen wollte: Vom Standpunkt der Gesellschaft aus existieren Sklaven und citizens[1] nicht: sind beide Menschen. Vielmehr sind sie das außer der Gesellschaft. Sklav sein und citizen sein, sind gesellschaftliche Bestimmungen, Beziehungen der Menschen A und B. Der Mensch A ist als solcher nicht Sklav. Sklav ist er in der und durch die Gesellschaft. Was Herr Proudhon hier von Kapital und Produkt sagt, meint bei ihm, daß vom Standpunkt der Gesellschaft aus kein Unterschied zwischen Kapitalisten und Arbeitern existiert, ein Unterschied, der eben nur vom Standpunkt der Gesellschaft aus existiert.)
(Proudhon in der Streitschrift gegen Bastiat: „Gratuité du Crédit“ läuft alles darauf hinaus, daß er den Austausch zwischen Kapital und Arbeit auf den einfachen Austausch von Waren als Tauschwerten, auf die Momente der einfachen Zirkulation reduzieren will, d.h. eben von dem spezifischen Unterschied, auf den alles ankommt, abstrahiert. Er sagt:
„Jedes Produkt wird in einem gegebenen Augenblick Kapital, weil alles, was konsumiert wird, in einem gewissen Moment sich reproduktiv verbraucht.“ [p. 177.] Dies sehr falsch, aber tut nichts. „Was führt dazu, daß der Begriff Produkt sich plötzlich in den des Kapitals verwandelt? Das ist der Wertbegriff. D.h., das Produkt muß, um Kapital zu werden, eine echte Einschätzung durchgemacht haben, gekauft oder verkauft worden sein, sein Preis erörtert und durch eine Art legale Vereinbarung festgelegt worden sein. z.B. das Leder, das die Schlächterei verläßt, ist das Produkt des Schlächters. Wird dieses Leder vom Lohgerber gekauft? Sofort trägt dieser es oder trägt dessen Wert in sein Betriebslager. Durch die Arbeit des Lohgerbers wird dieses Kapital wieder zum Produkt usw.“ [p. 179/180.]
Jedes Kapital ist hier „une valeur faite“[2]. Das Geld ist die „valeur la plus parfaite“[3], die valeur faite auf der höchsten Potenz. d.h. also: 1. Produkt wird dadurch Kapital, daß es Wert wird. Oder Kapital ist eben nichts als einfacher <190> Wert. Es existiert kein Unterschied zwischen ihnen. Daher sagt er abwechselnd einmal Ware (die natürliche Seite derselben als Produkt ausgedrückt), das andremal Wert oder vielmehr, da er den Akt des Kaufens und Verkaufens unterstellt, Preis. 2. Da das Geld als die vollendete Form des Werts erscheint, wie er in der einfachen Zirkulation ist, daher auch das Geld die wahre valeur faite.)
Der Übergang aus dem einfachen Tauschwert und seiner Zirkulation in das Kapital kann auch so ausgedrückt werden: In der Zirkulation erscheint der Tauschwert doppelt: einmal als Ware, das andre Mal als Geld. Wenn er in der einen Bestimmung ist, ist er nicht in der andren. Dies gilt für jede besondre Ware. Aber das Ganze der Zirkulation an sich betrachtet liegt darin, daß derselbe Tauschwert, der Tauschwert als Subjekt, sich einmal als Ware, das andre Mal als Geld setzt und eben die Bewegung ist, sich in dieser doppelten Bestimmung zu setzen und sich in jeder derselben als ihr Gegenteil, in der Ware als Geld und im Geld als Ware zu erhalten. Dies, was an sich in der einfachen Zirkulation vorhanden ist, ist aber nicht an ihr gesetzt. Der als Einheit von Ware und Geld gesetzte Tauschwert ist das Kapital, und dies Setzen selbst erscheint als die Zirkulation des Kapitals. (Die aber Spirallinie, sich erweiternde Kurve, nicht einfacher Kreis ist.)
Analysieren wir zunächst die einfachen Bestimmungen, die im Verhältnis von Kapital und Arbeit enthalten sind, um so den innern Zusammenhang – sowohl dieser Bestimmungen als ihrer Fortentwicklungen – zum Frühern zu finden.
<191> Die erste Voraussetzung ist, daß auf der einen Seite das Kapital steht und auf der andren die Arbeit, beide als selbständige Gestalten gegeneinander; beide also auch fremd gegeneinander. Die Arbeit, die dem Kapital gegenübersteht, ist fremde Arbeit und das Kapital, das der Arbeit gegenübersteht, ist fremdes Kapital. Die Extreme, die sich gegenüberstehn, sind spezifisch verschieden. In der ersten Setzung des einfachen Tauschwerts war die Arbeit so bestimmt, daß das Produkt nicht unmittelbarer Gebrauchswert für den Arbeiter war, nicht direktes Subsistenzmittel. Dies war die allgemeine Bedingung des Schaffens eines Tauschwerts und des Austauschs überhaupt. Sonst hätte der Arbeiter nur ein Produkt hervorgebracht – einen unmittelbaren Gebrauchswert für sich –, aber keinen Tauschwert. Dieser Tauschwert jedoch war materialisiert in einem Produkt, das als solches Gebrauchswert für andre hatte und als solches Gegenstand ihrer Bedürfnisse war. Der Gebrauchswert, den der Arbeiter dem Kapital gegenüber anzubieten hat, den er also überhaupt anzubieten hat für andre, ist nicht materialisiert in einem Produkt, existiert überhaupt nicht außer ihm, also nicht wirklich, sondern nur der Möglichkeit nach, als seine
<193> Fähigkeit. Wirklichkeit wird er erst, sobald er von dem Kapital sollizitiert, in Bewegung gesetzt wird, da Tätigkeit ohne Gegenstand nichts ist oder höchstens Gedankentätigkeit, von der es sich hier nicht handelt. Sobald er die Bewegung vom Kapital erhalten, ist dieser Gebrauchswert als die bestimmte, produktive Tätigkeit des Arbeiters; es ist seine auf einen bestimmten Zweck gerichtete und darum in bestimmter Form sich äußernde Lebendigkeit selbst.
Im Verhältnis von Kapital und Arbeit sind Tauschwert und Gebrauchswert in Verhältnis zueinander gesetzt, die eine Seite (das Kapital) ist zunächst der andren Seite als Tauschwert gegenüber* und die andre (die Arbeit) dem Kapital gegenüber als Gebrauchswert.
* {Ist nicht Wert als die Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert zu fassen?
An und für sich ist Wert als solcher das Allgemeine gegen Gebrauchswert und
Tauschwert als besondre Formen desselben? Hat dies Bedeutung in der
Ökonomie? Der Gebrauchswert vorausgesetzt auch im einfachen Austausch oder
reinen Austausch. Aber hier, wo der Tausch grade nur des wechselseitigen
Gebrauchs der Ware wegen stattfindet, hat der Gebrauchswert, d.h. der Inhalt,
die natürliche Besonderheit der Ware als solche kein Bestehn als ökonomische
Formbestimmung. Ihre Formbestimmung ist vielmehr der Tauschwert. Der Inhalt
außerhalb dieser Form ist gleichgültig; ist nicht Inhalt des Verhältnisses als
sozialen Verhältnisses. Aber entwickelt sich dieser Inhalt als solcher nicht in
einem System von Bedürfnissen und Produktion? Tritt nicht der Gebrauchswert als
solcher in die Form selbst ein, als die ökonomische Form selbst bestimmend,
z.B. im Verhältnis von Kapital und Arbeit? den verschiednen Formen der Arbeit?
– Agrikultur, Industrie etc. – Grundrente? – Einfluß der Jahreszeiten auf
Preise der Rohprodukte? etc. Wenn nur der Tauschwert als solcher Rolle
in der Ökonomie spielte, wie könnten später solche Elemente hereinkommen, die
sich rein auf den Gebrauchswert beziehn, wie gleich z.B. in dem Kapital als
Rohstoff etc. Wie kommt bei Ricardo auf einmal hereingeschneit die physische
Beschaffenheit der Erde? etc. Das Wort Ware (deutsch Güter vielleicht
als denrées[4] im
Unterschied von marchandise[5]?)
enthält die Beziehung. Der Preis erscheint als
bloß formelle Bestimmung an ihr. Es widerspricht dem gar nicht, daß der
Tauschwert die überwiegende Bestimmung ist. Aber der Gebrauch hört natürlich
dadurch nicht auf, daß er nur durch den Tausch bestimmt ist; obgleich er
natürlich seine Richtung selbst dadurch erhält. Jedenfalls ist dies bei der
Untersuchung über den Wert genau zu untersuchen und nicht, wie Ricardo tut,
rein davon zu abstrahieren, noch wie der fade Say mit der bloßen Voraussetzung des Wortes
„Nützlichkeit“ wichtig zu tun. Vor allem wird und muß es sich bei der Entwicklung der einzelnen Abschnitte zeigen, wieweit der Gebrauchswert nicht nur als vorausgesetzter Stoff außerhalb der Ökonomie und ihrer Formbestimmungen bleibt und wieweit er in sie eingeht. Proudhons Fadaise sieh die „Misère“[121]. Soviel ist sicher: Im Austausch haben wir (in der Zirkulation) die Ware – Gebrauchswert – als Preis; daß sie außer ihrem Preis Ware ist, Gegenstand des Bedürfnisses, versteht sich von selbst. Beide Bestimmungen treten durchaus nicht in Verhältnis zueinander, außer soweit der besondre Gebrauchs[wert] als natürliche Schranke der Ware erscheint und daher das Geld, d.h. ihren Tauschwert, zugleich als Existenz außer ihr selbst im Geld setzt, aber nur formell. Das Geld selbst ist Ware, hat einen Gebrauchswert zur Substanz.}
In der einfachen Zirkulation kann abwechselnd <194> jede der Waren in der einen oder andren Bestimmung betrachtet werden. In beiden Fällen, wenn sie als Ware als solche gilt, tritt sie aus der Zirkulation als Gegenstand des Bedürfnisses und fällt ganz außerhalb des ökonomischen Verhältnisses. Sofern die Ware als Tauschwert fixiert wird – Geld – treibt sie zur selben Formlosigkeit, aber als innerhalb die ökonomische Beziehung fallend. Jedenfalls haben die Waren nur Interesse im Tauschverhältnisse (einfache Zirkulation), soweit sie Tauschwerte haben; anderseits hat ihr Tauschwert nur ein vorübergehendes Interesse, indem er die Einseitigkeit – nur auf das bestimmte Individuum bezogene[6] und daher unmittelbar für es existierende Brauchbarkeit, Gebrauchswert aufhebt, aber nicht diesen Gebrauchswert selbst; vielmehr ihn setzt und vermittelt; als Gebrauchswert für andre etc. Soweit aber der Tauschwert als solcher fixiert wird im Geld, steht ihm der Gebrauchswert nur noch als abstraktes Chaos gegenüber; und eben durch die Trennung von seiner Substanz fällt er in sich zusammen und treibt aus der Sphäre des einfachen Tauschwerts, dessen höchste Bewegung die einfache Zirkulation und dessen höchste Vollendung das Geld ist, weg. Innerhalb der Sphäre selbst aber existiert in fact der Unterschied nur als eine oberflächliche Verschiedenheit, rein formelle Unterscheidung. Das Geld selbst in seiner höchsten Fixiertheit ist selbst wieder Ware und unterscheidet sich als solche von den andren nur dadurch, daß es vollkommner den Tauschwert ausdrückt, eben daher aber als Münze seinen Tauschwert als immanente Bestimmung ||20| verliert und bloßer Gebrauchswert wird, wenn auch Gebrauchswert für die Preissetzung etc. der Waren. Die Bestimmungen fallen noch unmittelbar zusammen und ebenso unmittelbar auseinander. Wo sie sich selbständig gegeneinander verhalten, positiv, wie in der Ware, die Gegenstand der Konsumtion wird, hört sie auf, Moment des ökonomischen Prozesses zu sein; wo negativ, wie im Geld, wird sie Verrücktheit; die Verrücktheit allerdings als ein Moment der Ökonomie und das praktische Leben der Völker bestimmend.
Wir haben vorher gesehen, daß nicht gesagt werden kann, daß sich der Tauschwert in der einfachen Zirkulation realisiert[7]. Es geschieht dies aber deswegen, weil ihm der Gebrauchswert nicht als solcher gegenübertritt, als ein durch ihn selbst als Gebrauchswert bestimmter; während umgekehrt der Gebrauchswert als solcher nicht im Verhältnis steht zum Tauschwert, sondern nur dadurch bestimmter Tauschwert wird, daß die Gemeinsamkeit der Gebrauchswerte – Arbeitszeit zu sein – als äußrer Maßstab an sie angelegt wird. Ihre Einheit fällt noch unmittelbar auseinander und ihr Unterschied noch <195> unmittelbar in eins. Daß der Gebrauchswert als solcher wird durch den Tauschwert und daß der Tauschwert sich selbst vermittelt durch den Gebrauchswert, muß nun gesetzt sein. In der Geldzirkulation hatten wir nur zwei verschiedne Formen des Tauschwerts (Preis der Ware – Geld) oder nur verschiedne Gebrauchswerte (Ware – W), für die das Geld, der Tauschwert, bloße verschwindende Vermittlung ist. Ein wirkliches Verhältnis von Tauschwert und Gebrauchswert fand nicht statt. Die Ware als solche – ihre Besonderheit – ist daher auch ein gleichgültiger, nur zufälliger und en général[8] vorgestellter Inhalt, der außerhalb der ökonomischen Formbeziehung fällt; oder die ökonomische Formbeziehung ist eine nur oberflächliche Form, formelle Bestimmung, außerhalb deren Bereich die wirkliche Substanz liegt und die sich zu dieser als solcher gar nicht verhält; soll daher diese Formbestimmung als solche festgehalten werden im Geld, so verwandelt sie sich unter der Hand in ein gleichgültiges natürliches Produkt, ein Metall, an dem auch die letzte Beziehung, sei es zum Individuum, sei es zum Verkehr der Individuen, ausgelöscht ist. Metall als solches drückt natürlich keine sozialen Beziehungen aus; auch die Form der Münze an ihm ausgelöscht; das letzte Lebenszeichen seiner sozialen Bedeutung.
Der dem Gebrauchswert selbst, als Seite des Verhältnisses gesetzt, gegenübertretende Tauschwert, tritt ihm als Geld gegenüber, aber das ihm so gegenübertretende Geld ist Geld nicht mehr in seiner Bestimmung als solches, sondern als Kapital. Der dem Kapital oder dem gesetzten Tauschwert gegenübertretende Gebrauchswert oder Ware ist nicht mehr die Ware, wie sie dem Geld gegenüber erschien, deren Formbestimmtheit ebenso gleichgültig war wie ihr Inhalt, und nur als irgendeine Substanz überhaupt erschien.
1. Erstens als Gebrauchswert für das Kapital, d.h. also als ein Gegenstand durch Austausch, mit welchem das Kapital nicht seine Wertbestimmung verliert, wie z.B. das Geld, indem es gegen eine bestimmte Ware ausgetauscht wird. Die einzige Nützlichkeit, die ein Gegenstand überhaupt für das Kapital haben kann, kann nur sein, es zu erhalten oder zu vermehren. Wir haben schon gesehn beim Geld, wie der als solcher verselbständigte Wert – oder die allgemeine Form des Reichtums – keiner andren Bewegung fähig ist als einer quantitativen; sich zu vermehren[9]. Seinem Begriff nach ist er der Inbegriff aller Gebrauchswerte; aber als immer nur ein bestimmtes Quantum Geld (hier Kapital) ist seine quantitative Schranke im Widerspruch zu seiner Qualität. Es liegt daher in seiner Natur, beständig über seine eigne Schranke hinauszutreiben. (Als genießender Reichtum, z.B. in der römischen Kaiserzeit, erscheint <196> er daher als grenzenlose Verschwendung, die auch den Genuß in die eingebildete Grenzenlosigkeit zu erheben sucht, durch Verschlingen von Perlsalat etc.) Für den Wert, der an sich als Wert festhält, fällt schon deswegen Vermehren mit Selbsterhalten zusammen, und er erhält sich eben nur dadurch, daß er beständig über seine quantitative Schranke hinaustreibt, die seiner Formbestimmung, seiner innerlichen widerspricht. Das Bereichern ist so Selbstzweck. Die zweckbestimmende Tätigkeit des Kapitals kann nur die der Bereicherung, d.h. der Vergrößrung, der Vermehrung seiner selbst sein. Eine bestimmte Summe Geldes (und das Geld existiert für seinen Besitzer immer nur in einer bestimmten Quantität, ist immer da als bestimmte Geldsumme) (dies schon im Kapitel Geld zu entwickeln) kann zu einer bestimmten Konsumtion, worin es eben aufhört, Geld zu sein, vollständig genügen. Aber als Repräsentant des allgemeinen Reichtums kann es das nicht. Als quantitativ bestimmte Summe, beschränkte Summe, ist es auch nur beschränkter Repräsentant des allgemeinen Reichtums oder Repräsentant eines beschränkten Reichtums, der grade soweit geht wie sein Tauschwert; exakt an ihm gemessen ist. Es hat also keineswegs die Fähigkeit, die es seinem allgemeinen Begriff nach haben soll, alle Genüsse, alle Waren, die Totalität der materiellen Reichtumssubstanzen zu kaufen; es ist nicht ein „précis de toutes les choses“[91] etc. Als Reichtum festgehalten, als allgemeine Form des Reichtums, als Wert, der als Wert gilt, ist es also der beständige Trieb, über seine quantitative Schranke fortzugehn: endloser Prozeß. Seine eigne Lebendigkeit besteht ausschließlich darin; es erhält sich nur als vom Gebrauchswert unterschiedner, für sich geltender Tauschwert, indem es sich beständig vervielfältigt. (Den Herren Ökonomen wird es verdammt schwer, theoretisch fortzukommen von der Selbsterhaltung des Werts im Kapital zu seiner Vervielfältigung; nämlich diese in seiner Grundbestimmung, nicht nur als Akzidens oder nur als Resultat. Sieh z.B. Storch, wie er durch ein Adverb „eigentlich“[122] diese Grundbestimmung hereinbringt. Allerdings suchen die Ökonomen dies in das Verhältnis des Kapitals als wesentlich hereinzubringen, aber wenn das nicht in der brutalen Form geschieht, daß Kapital als das bestimmt wird, was Profit bringt, wo die Vermehrung des Kapitals selbst schon als besondre ökonomische Form im Profit gesetzt ist, so geschieht ||21| es nur verstohlen und sehr schwach, wie wir später durch kurze Review alles dessen, was die Ökonomen über Begriffsbestimmung des Kapitals beigebracht haben, zeigen werden. Das Geschwätz, daß niemand sein Kapital anwenden würde, ohne Gewinn daraus zu ziehn, läuft entweder auf die Albernheit hinaus, daß die braven Kapitalisten Kapitalisten bleiben würden, auch ohne ihr Kapital anzuwenden; oder darauf, daß in einer sehr hausmannskostartigen Form gesagt ist, daß gewinnbringende Anwendung <197> im Begriff des Kapitals liegt. Well[10]. Dann wäre das eben nachzuweisen.) – Das Geld als Geldsumme ist gemessen durch seine Quantität. Dies Gemessensein widerspricht seiner Bestimmung, die auf das Maßlose gerichtet sein muß. Alles das, was hier vom Geld gesagt ist, gilt noch mehr vom Kapital, worin das Geld in seiner vollendeten Bestimmung sich eigentlich erst entwickelt. Als Gebrauchswert, d.h. als nützlich, kann dem Kapital als solchem gegenüber nur das es Vermehrende, Vervielfältigende und daher als Kapital Erhaltende stehn.
2. Das Kapital seinem Begriff nach ist Geld, aber Geld, das nicht mehr in der einfachen Form von Gold und Silber auch nicht mehr als Geld im Gegensatz zur Zirkulation existiert, sondern in der Form aller Substanzen – Waren. Insofern steht es als Kapital daher nicht im Gegensatz zum Gebrauchswert, sondern existiert außer dem Geld eben nur in Gebrauchswerten. Diese seine Substanz selbst ist jetzt also eine vergängliche, die einmal keinen Tauschwert hätten, wenn sie keinen Gebrauchswert hätten; die aber als Gebrauchswerte ihren Wert verlieren, durch den einfachen Stoffwechsel der Natur aufgelöst werden, wenn sie nicht wirklich gebraucht werden; und die, wenn sie wirklich gebraucht werden, erst recht verschwinden. Nach dieser Seite hin kann das Gegenteil des Kapitals nicht selbst wieder eine besondre Ware sein; denn als solche bildet sie keinen Gegensatz zum Kapital, da die Substanz des Kapitals selbst Gebrauchswert ist; es nicht diese oder jene Ware, sondern jede Ware ist. Die gemeinschaftliche Substanz aller Waren, d.h., ihre Substanz wieder nicht als ihr materieller Stoff, also physische Bestimmung, sondern ihre gemeinschaftliche Substanz als Waren und darum Tauschwerte, ist die, daß sie vergegenständlichte Arbeit sind. {Es kann aber von dieser ökonomischen (gesellschaftlichen) Substanz der Gebrauchswerte, d.h. ihrer ökonomischen Bestimmung als Inhalt im Unterschied von ihrer Form (als diese Form Wert, weil bestimmtes Quantum dieser Arbeit) allein die Rede sein, wenn Gegensatz zu ihnen gesucht wird. Was ihre natürlichen Verschiedenheiten angeht, so schließt keine derselben das Kapital aus, in ihr Platz zu ergreifen, sie zu seinem eignen Körper zu machen, soweit keine die Bestimmung des Tauschwerts und der Ware ausschließt.}
Der einzige Unterschied von der vergegenständlichten Arbeit ist die nicht vergegenständlichte, sondern sich noch vergegenständlichende, die Arbeit als Subjektivität. Oder die vergegenständlichte, d.h. als räumlich vorhandne Arbeit kann auch als vergangne Arbeit der zeitlich vorhandnen entgegengestellt werden. Soweit sie als zeitlich, als lebendig vorhanden sein soll, kann sie nur <198> als lebendiges Subjekt vorhanden sein, in dem sie als Fähigkeit existiert, als Möglichkeit; als Arbeiter daher. Der einzige Gebrauchswert daher, der einen Gegensatz zum Kapital bilden kann, ist die Arbeit {, und zwar wertschaffende, i.e. produktive Arbeit. Diese Nebenbemerkung ist vorweggenommen; muß erst entwickelt werden; by and by[11]. Arbeit als bloße Dienstleistung zur Befriedigung von unmittelbaren Bedürfnissen hat gar nichts mit dem Kapital zu tun, da es sie nicht sucht. Wenn ein Kapitalist sich Holz hacken läßt, um sein mutton[12] zu rösten, so verhält sich nicht nur der Holzhacker zu ihm, sondern er zum Holzhacker im Verhältnis des einfachen Austauschs. Der Holzhacker gibt ihm seinen Dienst, einen Gebrauchswert, der das Kapital nicht vermehrt, sondern worin es sich konsumiert, und der Kapitalist gibt ihm eine andre Ware dafür unter der Form von Geld. So verhält es sich mit allen Dienstleistungen, die Arbeiter direkt austauschen gegen das Geld andrer Personen und die von diesen Personen konsumiert werden. Es ist dies Konsumtion der Revenu, die als solche immer in die einfache Zirkulation fällt, nicht des Kapitals. Indem der eine der Kontrahenten dem andren nicht als Kapitalist gegenübersteht, kann diese Leistung des Dienenden nicht unter die Kategorie der produktiven Arbeit fallen. Von der Hure bis zum Papst gibt es eine Masse solchen Gesindels. Aber auch das ehrliche und „arbeitende“ Lumpenproletariat fällt darunter; z.B. große Bande von hülfsleistenden Schürgen[13] etc. in Hafenstädten etc. Der das Geld Repräsentierende verlangt nur den Dienst seines Gebrauchswerts halber, der unmittelbar für ihn verschwindet; aber der Schürge verlangt das Geld, und da es so dem Geldleistenden um die Ware und ihm, dem die Ware Leistenden, um das Geld zu tun, vertreten sie nur die zwei Seiten der einfachen Zirkulation gegeneinander; immer klar, daß der Schürge, als dem es um das Geld zu tun, also unmittelbar um die allgemeine Form des Reichtums, sich zu bereichern sucht auf Kosten seines improvisierten Freundes, was diesen, einen hard calculator[14], um so tiefer kränkt, als diese Dienstleistung, die er jetzt braucht, bloß seiner allgemein menschlichen Schwäche zuzuschreiben ist, keineswegs aber von ihm qua Kapitalist verlangt wird. A. Smith hatte im wesentlichen recht mit seiner produktiven und unproduktiven Arbeit, recht vom Standpunkt der bürgerlichen Ökonomie.[123] Was die andren Ökonomen dagegen vorbringen, entweder Seichbeutelei (f.i[15] Storch, Senior[124] noch nisserner[16] etc.), nämlich daß jede Aktion doch irgend etwas agiert, also Verwechseln von Produkt in seinem natürlichen und ökonomischen Sinn; in der Art ist ein Spitzbub auch ein produktiver Arbeiter, indem <199> er ||22| mittelbar Bücher über Kriminalrecht produziert; (wenigstens dies Raisonnement ebenso richtig, als wenn ein Richter ein produktiver Arbeiter genannt, weil er vor dem Diebstahl schützt). Oder die modernen Ökonomen haben sich zu solchen Sykophanten des Bourgeois gemacht, daß sie demselben weismachen wollen, es sei produktive Arbeit, wenn einer ihm die Läuse auf dem Kopf suche oder ihm den Schwanz reibe, weil etwa die letztre Bewegung ihm den dicken Kopf – blockhead[17] – den nächsten Tag aufgeräumter für das Comptoir machen werde. Es ist daher ganz richtig – zugleich aber auch charakteristisch –, daß den konsequenten Ökonomen die Arbeiter z.B. von Luxusshops[18] produktive Arbeiter sind, obgleich die Kerls, die solche Gegenstände verzehren, ausdrücklich als unproduktive Verschwender kastigiert werden. Das fact ist, daß diese Arbeiter indeed[19], produktiv sind, as far as they increase the capital of their master; unproductive as to the material result of their labour[20]. In fact ist ja dieser „produktive“ Arbeiter grade ebenso interessiert in dem Scheißdreck, den er machen muß, wie der Kapitalist selber, der ihn anwendet und der auch den Teufel nach dem Plunder fragt. Genauer aber genommen, findet sich dann in der Tat, daß die wahre Definition eines produktiven Arbeiters darin besteht: Ein Mensch, der exakt nicht mehr bedarf und verlangt als nötig ist, ihn zu befähigen, seinem Kapitalisten den größtmöglichen Vorteil zu bringen. All this nonsense.[21] Abschweifung. Aber näher zurückzukommen auf das Produktiv und Nichtproduktiv}.
[1] Bürger
[2] „ein vollendeter Wert“
[3] der „vollkommenste Wert“
[4] Gebrauchswert
[5] Tauschwert
[6] In der Handschrift: existierende
[7] siehe vorl. Band, S. 184
[8] im allgemeinen
[9] siehe vorl. Band, S. 132
[10] Nun gut
[11] nach und nach
[12] Hammelfleisch
[13] Schergen
[14] tüchtigen Rechner
[15] z.B.
[16] lausiger (Mundart)
[17] Dummkopf
[18] Ateliers
[19] in Wirklichkeit
[20] soweit sie das Kapital ihres Herrn vermehren; unproduktiv, was das materielle Ergebnis ihrer Arbeit anbetrifft
[21] Alles das ist Unsinn.